Prügel und Parieren

Ein Jahr unter den Fittichen des strengen Lehrers? Für die Erziehung musste ein Tag reichen.

Was die Bildung seines Bengels anging, hatte ein Mann aus Teterow seine eigenen, sehr seltsamen Vorstellungen. Selber war er alles andere als das, was man heute einen Bildungsbürger nennen würde. Dreißig Jahre ließ er ins Land gehen, bis er sich endlich dazu durchringen konnte, seinem Sohn etwas Wissen angedeihen zu lassen. Und das sollte dann ruck zuck passieren.

Auch diese Schulgeschichte gehört zu den Sagen um die Schildbürger, die uns heute noch schmunzeln lassen. Da war einmal ein Vater, der eines Tages feststellte, nun könne sein Sohn ein bisschen Bildung gebrauchen. Die sollte ihm der allseits gelobte Schulmeister in der Kreisstadt beibringen. Dieser Pauker prügelte allzu gern auf seine Zöglinge ein; zum Zwecke von Zucht und Ordnung, versteht sich. Den Neulinge wolle er wohl nehmen. Wie denn Wissensstand und Alter seien?

"Er weiß nichts", tat der Teterower kund. Und sein Sohn sei erst dreißig, da könne der doch noch nicht viel gelernt haben. "Ich bin fünfundsechzig und weiß nicht das Geringste", soll der Vater der Überlieferung nach noch hinzugefügt haben. Er versprach, den Unterricht gut zu bezahlen und zeigte sich auch mit der Prügel-Methode einverstanden. Vom Filius im fortgeschrittenen Alter verabschiedete sich der Papa mit einer herzhaften Ohrfeige.

Als er gerade gehen wollte, fragte der Schulmeister noch schnell, wie lange der Bengel denn bleiben solle, wann er abgeholt werde. Bald, hieß es, viel lernen müsse der Junge ja nicht. Es genüge, wenn er so viel wisse wie der Lehrer. Das fand der Herr Lehrer nicht witzig. Der Vater erklärte, er werde den Sohnemann abholen, sobald sein Pferd frisch beschlagen sei. "Du bist wohl nicht bei Verstand?" polterte der Pauker. Selbst bei unablässiger Verabreichung von Schlägen reiche ein Jahr nicht aus. Da trompete der Teterower, er wisse wohl, dass Lernen weh tue und Geld koste, aber ein Jahr? Die Zeit sei ihm zu schade. "Dann soll er lieber so dumm bleiben wie sein Vater!" Tja, dumm gelaufen.   



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    Teterow, Stadt des Bergrings und Perle der Mecklenburger Schweiz, liegt im Mittelpunkt von Mecklenburg-Vorpommern, im Landkreis Rostock und hat weit mehr zu bieten als das alljährliche Grasbahnrennen zu Pfingsten und die alten Schildbürgergeschichten. erfahren Sie mehr

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    Der Norden Deutschlands ist flach! Haben Sie das nicht auch gedacht? Wer allerdings als normaler Radtourist oder Wanderer in der Mecklenburgischen Schweiz unterwegs ist, wird von dieser Einschätzung ein wenig abrücken müssen. Die Mecklenburger Schweiz li erfahren Sie mehr

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